Der Automobilkonzern Fiat-Chrysler sieht sich Dieselskandal-Vorwürfen ausgesetzt. Das Unternehmen soll Dieselfahrzeuge mit manipulierten Abgasmessungen zulassungsfähig gemacht zu haben, obwohl Grenzwerte im Normalbetrieb von den Vierzylindermotoren nicht eingehalten werden können. Besonders betroffen sollen Wohnmobile diverser Hersteller sein, die den als "Ducato" bekannten Motor seit Jahren gern verwenden. Der Motor ist zuverlässig, sparsam und in allen Formen von Wohnmobilen gut verbaubar, also auch in teil- und vollintegrierten Freizeitfahrzeugen. Iveco gilt als Lieferant Nr. 1 für First-Class-Reisemobile der gehobenen Preisklassen.
Im Sommer 2020 hatte es eine Razzia bei Fiat Chrysler (FCA) und Iveco gegeben. Aufgeschreckt durch die Schlagzeilen sollen bereits rund 300 Fahrzeugbesitzer Anzeige erstattet haben. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main teilte der Presse auf Anfrage mit, dass es in 90 Prozent der Fälle um Wohnmobile gehe. Der Ducato-Motor von Fiat und die Motoren von Iveco werden auch in Transportern und kleinen Lastwagen verwendet.
Das Thema ist nicht neu: Fiat und Iveco sollen wie die deutschen Motorenhersteller auch unzulässige Abschaltvorrichtungen verwenden. Dadurch bestehen geprüfte Modelle Tests auf Rollenprüfständen. Unklar ist derzeit, ob sich die Ermittlungen nur auf einzelne Verantwortliche beziehen, oder ob der Konzern in Generalverdacht genommen wird.
Konkret soll es sich um 200.000 Motoren der Schadstoffklassen 5 und 6 handeln, die von 2014 bis 2019 in Fiat-Fahrzeuge eingebaut wurden, aber auch in Alfa Romeos, Jeeps und eben auch in Wohnmobile. Es drohen Stilllegungen, weil die Fahrzeuge ohne Korrektur der Abgasanlage wohl nicht genehmigungsfähig sind. Ob es Fiat und Iveco gelingen kann, das Problem mit Software-Updates zu lösen ist derzeit nicht bekannt. Rechtsanwalt Gisevius hat als "Öltod-Anwalt" schon einige Erfahrungen mit Wohnmobilen: "Problem ist, dass es sich bei Wohnmobilen oft um sehr kostspielige Umbauten handelt, zudem ist gerade in der Fiat-Sache jetzt unklar, wer für den Schaden verantwortlich gemacht werden kann!"
Im "deutschen Abgasskandal" hatte es z.B. Gerichtsentscheidungen gegeben, nach denen Audi für manipulierte Porsche verantwortlich gemacht wurden, da die Motoren eingekauft worden.
Der Wohnmobil-Dieselskandal steht erst am Anfang, aber schon jetzt gibt es viele Fragen, z.B. nach der Verantwortung der Händler, bzw. der Wohnmobilausbauer. Gisevius: "Es ist sicher zu früh, Schadenersatz-Klagen auf den Weg zu bringen, aber der Stein wird ins Rollen kommen!"
Rechtsanwalt Gisevius ist Kooperationsanwalt der IG Dieselskandal
Abgas-Skandal
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