Lange Zeit ging der Abgasskandal in erster Linie die Halter von Dieselfahrzeugen etwas an. Das ist vorbei. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass sich bei den VW-Töchtern Audi und Porsche der Verdacht erhärtet, dass auch Benziner nicht sauber unterwegs sind und Abgaswerte manipuliert wurden. Ein Verdacht, den es beim VW Bulli T5 schon seit Herbst 2018 gibt.
Verdacht einer Prüfstanderkennung bei Audi
Ein Sachverständigengutachten, das das Landgericht Offenburg in einem Verfahren zu möglichen Abgasmanipulationen bei einem Audi-Benziner erstellen ließ, bringt den Autohersteller gewaltig unter Druck. Konkret geht es dabei um die Abgasreinigung bei einem Audi Q5 TFSI 2.0 mit der Abgasnorm Euro 6. Das Gutachten legt nah, dass es bei dem Modell eine Steuerungs-Software gibt, die anhand des Lenkradeinschlags erkennt, ob sich das Fahrzeug im Prüfmodus befindet. Dann wird bei der Abgasreinigung in den Prüfmodus geschaltet und die Emissionswerte reduziert.
Untermauert wird der Verdacht durch Recherchen des SWR. Dem Sender liegen interne VW-Dokumente vor, in denen bei Benzinern mit dem Automatikgetriebe AL 551 von einer „zyklusnahen Bedatung“ die Rede ist. Dabei sei dem KBA die konkrete Lenkwinkelerkennung nicht bekannt, heißt es in dem Papier. „Das deutet alles auf eine klassische Prüfstandserkennung hin, wie sie aus dem Dieselskandal bekannt ist. Derartige Abschalteinrichtungen sind illegal“, sagt Rechtsanwalt Frederick M. Gisevius, BRÜLLMANN Rechtsanwälte.
Der in dem Audi Q5 verbaute TFSI-Motor mit 2 Liter Hubraum wird nicht nur bei Audi, sondern auch bei zahlreichen Modellen der Marken VW, Seat und Skoda verwendet.
Manipuliertes Getriebe bei Porsche
Bei Porsche geht es zwar um einen anderen Motor. Doch auch hier gibt es den Verdacht illegaler Abschalteinrichtungen bei Benzinern, den Porsche selbst gemeldet hat. Betroffen könnten Fahrzeuge der Baujahre 2008 bis 2016 sein. Wie Porsche-Mitarbeiter bestätigt haben, wurden bei Prüffahrzeugen größere Zahnräder im Getriebe verwendet als später in der Serienproduktion. Die Fahrzeuge verlieren dadurch zwar an Spritzigkeit, dafür wird aber der Benzinverbrauch und damit der CO2-Ausstoß gesenkt. In der Serienproduktion wurden dann kleine Zahnräder eingesetzt, damit die Fahrzeuge ihre gewohnte Leistungsstärke entfalten konnten. Legal ist so etwas natürlich nicht. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt inzwischen. Es bestehe der Verdacht, dass die Käufer der Porsche-Fahrzeuge über den tatsächlichen Benzin-Verbrauch getäuscht wurden.
Abschalteinrichtung beim VW T5
Der Verdacht, dass es auch beim VW Bulli T5 mit Benzinmotor eine Abschalteinrichtung gibt, besteht schon seit Herbst 2018. Nach Medienberichten erkennt das Fahrzeug den Prüfmodus, wenn der Testfahrer eine bestimmte Kombination von Warnblinklicht und Durchtreten des Gaspedals ausführt.
„Der Abgasskandal geht auch an Benzinern nicht spurlos vorbei. Ähnlich wie im Dieselskandal können die betroffenen Fahrzeugkäufer auch hier Schadenersatzansprüche geltend machen“, sagt Rechtsanwalt Frederick M. Gisevius, BRÜLLMANN Rechtsanwälte.
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