Die Deutsche Bank-Fondstocher DWS hat die Weichen früh umgestellt und nachhaltige Fonds ins Portfolio übernommen – jetzt steht dem Unternehmen deswegen Ärger ins Haus: Die Staatsanwaltschaft ermittelt und es ist davon auszugehen, dass der Vorwurf, mit fehlerhaften Prospekten geworben zu haben, wohl nicht aus der Welt geräumt werden kann.
Für Anleger bedeutet das, das sie die mit der DWS geschlossenen Verträge rückabwickeln können, denn Prospektfehler sind immer noch das schärfste Schwert im Bank und Kapitalmarktrecht. Ist die Beweislage ausreichend, kann die Bafin auch die Rückabwicklung von Finanzmarktprodukten anordnen.
Was ist passiert? Am 31. Mai 2022 hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt gemeinsam mit Beamten des Bundeskriminalamtes und der BaFin die Zentralen des Instituts und seiner Fondstochter durchsucht. Hintergrund ist der Verdacht des Kapitalanlagebetrugs gegen die DWS. Im Fokus der Ermittlungen: Räumlichkeiten im Gebäude der Deutschen Bank, auch in den sogenannten Zwillingstürmen der Frankfurter Skyline. Die Zentrale des größten deutschen Geldhauses wurde innerhalb weniger Wochen zweimal durchsucht. Der börsennotierte Vermögensverwalter DWS ist eine Tochter der Deutschen Bank, die die Aktienmehrheit hält.
Der DWS wird sogenanntes „Greenwashing“ vorgeworfen. Das „Grüne“ ihrer Grünen Kapitalanlagen sei zu optimistisch dargestellt worden, den Verdacht hatten Mitarbeiter der entsprechenden Zertifizierungsstelle schon im vergangenen Jahr geäußert und damit den Stein ins Rollen gebracht .
In Wirklichkeit sind die als nachhaltig beworbenen Fonds der DWS so nachhaltig eben nicht. Sie entsprechen – so der Anfangsverdacht – nicht den internationalen Standards und geben mehr Nachhaltigkeit vor als bewiesen werden kann . Es geht dabei um die bei umweltbewussten Anlegern sehr beliebten ESG-Produkte (Environment, Social, Governance) . Hier gibt es fixe und anerkannte Standards, mit denen in den Prospekten für DWS-Produkte geworben wurde, die man wohl aber so nicht halten kann.
Der Staatsanwaltschaft liegen nach Handelsblatt-Informationen Hinweise einer ehemaligen DWS-Mitarbeiterin vor, die eindeutige Bezüge auf sogenannten Prospektbetrug liefern – daher ist bei den Ermittlungen auch die dafür zuständige BaFin mit an Bord.
Am 9. Juni wird es im Rahmen einer Hauptversammlung wohl auch um die aktuellen Vorwürfe gehen, die Kursentwicklung der DWS-Aktie ist aktuell unkalkulierbar. Das Management steht massiv wegen der Greenwashing-Vorwürfe unter Druck.
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Rechtsanwalt Seifert von Brüllmann Rechtsanwälte: „Es war eigentlich zu erwarten, dass im Bereich der Grünen Kapitalanlagen so mancher Anbieter den Verlockungen des Greenwashings nicht widerstehen kann.“
Marcel Seifert ist Kooperationsanwalt des Portals kapitalschutz.de und hier Ansprechpartner für "Grüne Kapitalanlagen".