Besitzer eines VW Touareg erhalten derzeit Post von Volkswagen. Sie sollen ihren Touareg mit der Abgasnorm Euro 5 in die Werkstatt bringen, damit ein Software-Update aufgespielt werden kann, um das Emissionsverhalten des Fahrzeugs zu verbessern. Der Rückruf läuft unter dem Aktionscode 23M7.
Wie VW in dem Schreiben an die Besitzer mitteilt, sollen durch das Software-Update des Motorsteuergeräts die Stickoxid-Emissionen des Fahrzeugs im realen Fahrbetrieb insbesondere bei kälteren Außentemperaturen verbessert werden. Die Maßnahme sei nach aktueller Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs notwendig, um die Konformität des Fahrzeugs sicherzustellen, so VW. „Im Klartext dürfte das heißen, dass die Einstellungen des Thermofensters bei der Abgasreinigung geändert werden sollen“, sagt Rechtsanwalt Frederick M. Gisevius, BRÜLLMANN Rechtsanwälte, dem das Schreiben von VW vorliegt.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) veröffentlichte den Rückruf für den VW Touareg am 28. August 2024 und fand als Begründung schon etwas deutlichere Worte als Volkswagen. Die Behörde gab an, dass der Rückruf erfolge, weil die Reduktion der Abgasrückführungsrate (AGR) nicht der europäischen Verordnung VO (EG) Nr. 715/2007 und der Rechtsprechung des EuGH zu Thermofenstern bei der Abgasreinigung entspreche.
Rechtsanwalt Gisevius: „Weder VW noch das KBA verwenden den Begriff unzulässige Abschalteinrichtung. Doch genau darum geht es in den Urteilen des EuGH.“ Der Europäische Gerichtshof hat in seinen Urteilen vom 14. Juli 2022 deutlich gemacht, dass er Thermofenster, die dazu führen, dass die Abgasreinigung bei Temperaturen unter 15 bzw. über 33 Grad oder bei Höhen über 1.000 Meter, reduziert wird, für unzulässig hält. „Führen Thermofenster dazu, dass die Abgasreinigung schon bei betriebsüblichen Temperaturen reduziert wird, sind es unzulässige Abschalteinrichtungen, die entfernt werden müssen“, so Rechtsanwalt Gisevius. Kommen die betroffenen Besitzer des VW Touareg dem Rückruf nicht nach, kann ihnen die Stilllegung ihres Fahrzeugs drohen.
Von dem Rückruf sind nach Angaben des KBA weltweit rund 77.000 VW Touareg der Baujahre 2011 bis 2014 betroffen, davon etwa 9.000 in Deutschland. Aus demselben Grund gibt es für den VW Touareg noch einen weiteren Rückruf unter dem Code 23N3. Hiervon sind in Deutschland ca. 1870 VW Touareg der Baujahre 2010 bis 2014 betroffen.
Von weiteren Rückrufen wegen eines Thermofensters sind aktuell Modelle des VW Polo (Rückruf-Code 23M3), des VW Crafter und VW Transporter (Code 23M4) sowie des VW Amarok betroffen.
Wie die Rückrufe zeigen, kann VW den Abgasskandal nicht zu den Akten legen. Dabei haben sich die Chancen der Käufer auf Schadenersatz durch die Rechtsprechung des BGH vom 26. Juni 2023 weiter verbessert. Der BGH hat entschieden, dass Schadenersatzansprüche im Abgasskandal schon bei Fahrlässigkeit des Autoherstellers bestehen. „Insbesondere bei Fahrzeugen mit einem Thermofenster lassen sich dadurch Schadenersatzansprüche besser durchsetzen“, so Rechtsanwalt Gisevius.
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