Die SC Finance Four GmbH hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das teilte die österreichische Soravia-Gruppe am 12. März 2024 mit. Die Insolvenz trifft auch die Anleger der Kapitalanlagen ProReal Europa 9 und ProReal Europa 10, die die Poolgesellschaft finanziert haben.
Die SC Finance Four finanzierte Bauprojekte des österreichischen Baukonzerns Soravia, zu dem auch die Tochtergesellschaft One Group in Hamburg gehört. Diese sammelten bei Anlegern Gelder ein und verliehen diese dann an Poolgesellschaften wie die SC Finance Four. So sind rund 275 Millionen Euro aus den Kapitalanlagen ProReal Europa 9 und 10 bei der SC Finance Four gelandet, die das Geld wiederum in Bauprojekte steckte, wie das Handelsblatt am 12. März 2024 berichtete.
Schon vor einigen Wochen hatte die Soravia-Gruppe massive Restrukturierungen eingeleitet, von denen auch die One Group und die SC Finance Four betroffen sind, ohne die Anleger zu informieren. Der Insolvenzantrag der Poolgesellschaft dürfte bei den Anlegern nicht gerade für Beruhigung sorgen.
Schon Ende 2023 hatte die One Group die Aussetzung von Zinszahlungen angekündigt. Hintergrund dafür war, dass aufgrund der schwierigen Lage am Immobilienmarkt eine Risikoanalyse, der im Portfolio befindlichen Bauprojekte durchgeführt wird. Die Analyse soll Ende März abgeschlossen sein. Schon jetzt ist aber klar, dass Anleger der ProReal Deutschland 7 GmbH im Juni keine Zinszahlungen erhalten werden und die Namensschuldverschreibungen am Jahresende nicht zurückgezahlt werden können. Außerdem müssen sich die Anleger der ProReal Europa 9 und 10 nach dem Insolvenzantrag der SC Finance Four voraussichtlich auf Verluste einstellen.
Das Insolvenzverfahren soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden. Für die Anleger ergeben sich dadurch keine Nachteile. Die Gesellschaft versucht in der Eigenverwaltung wieder auf wirtschaftlich stabile Beine zu kommen. „Die Gesellschaft muss einen Insolvenzplan erstellen, dem die Gläubiger zustimmen müssen“, sagt Rechtsanwalt Marcel Seifert, BRÜLLMANN Rechtsanwälte. Damit die Restrukturierung gelingen kann, müssen sich aber wohl auch die Anleger der ProReal Europa 9 und 10 auf finanzielle Verluste einstellen.
Leichte Entwarnung gibt es wohl für die Anleger der ProReal Deutschland 7 GmbH und ProReal Deutschland 8 GmbH. Zumindest hat die Soravia-Gruppe mitgeteilt, dass aus aktueller Sicht keine Ausfälle zu erwarten sind, es aber zur Verlängerung der vereinbarten Laufzeiten kommen wird. „Ob es dabei bleibt, muss abgewartet werden. Eine Entspannung auf dem Immobilienmarkt deutet sich zumindest nicht an“, so Rechtsanwalt Seifert.
Die Situation bleibt für die Anleger der ProReal-Serie weiter kritisch. Rechtsanwalt Seifert: „Die Anleger können aber prüfen lassen, ob ihnen Schadenersatzansprüche entstanden sind. Das kann z.B. dann der Fall sein, wenn die Anlageberater bzw. -vermittler sie nicht ordnungsgemäß über die bestehenden Risiken der Geldanlage und insbesondere über das Totalverlustrisiko aufgeklärt haben.“
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